„Warum bekomme ich immer wieder Karies?“

24. Nov 2019 | Allgemein, Ernährung, Gesundheit, Zähne

Diese Frage wird mir in der Praxis immer wieder gestellt. Meist von einem Menschen, der vermeintlich alles für seine Zähne tut – aber eben doch nicht das Richtige – oder woher kommt nun die Karies?

Die medizinisch-wissenschaftliche Sichtweise:

Mit dem Wort Karies meint der Zahnarzt das „Loch im Zahn“. Im Volksmund wird Karies auch „Zahnfäule“ genannt.

Die Karies entsteht, wenn die Bakterien, die sich im Zahnbelag – der Plaque oder auch Biofilm genannt – befinden, Säuren produzieren. Diese Säuren greifen den Zahn an, führen zu einer Entmineralisierung am Zahnschmelz, dringen dann in das Dentin – das Zahnmark – ein und erzeugen schließlich ein Loch. Von einem typischen und sichtbaren Loch sprechen wir, wenn die oberste Zahnsubstanz – der Schmelz – eingebrochen ist. Wird der Defekt noch immer nicht repariert, wandern die Bakterien tiefer bis zur Pulpa, dem Zahnmark und führen zu einer Entzündung des Nerven.

Die Bakterien ernähren sich von Zucker. Bei seiner Verstoffwechselung scheiden sie Säuren als Stoffwechselprodukte aus.

Wer also seine Bakterien gut füttert, viel zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke zu sich nimmt, hat ein höheres Risiko an Karies zu erkranken. Wir sprechen tatsächlich von einer „Erkrankung“, weil diese Bakterien durch das Eindringen in den Zahn auch in den Körper gelangen und das Immunsystem schwächen. 

Jedoch brauchen die Bakterien Zeit für die Verstoffwechselung des Zuckers. 

Es müssen sich zunächst Bakterienkolonien bilden. Diese benötigen einen geschützten Bereich, wo sie sich ungestört vermehren können. Es muss ein Bereich sein, den die Zahnbürste nicht erreicht. Die Plaqueschicht wird dicker und dicker. Wenn dann noch genügend Nahrung in Form von Zucker kommt, leben diese Bakterien wie im Schlaraffenland und produzieren die schädigende Säure. Nun braucht es weiterhin Zeit, damit diese Säure den Zahn auch angreifen kann.

Am besten tummeln sich und wirken diese Bakterien in Schlupfwinkeln an Füllungsrändern, an Kronenrändern, in Ritzen und natürlich am Zahnfleischrand. 

Woran erkenne ich eine Karies? Was sind die Symptome der Karies?

Solange es kein offenes Loch gibt, ist das Erkennen einer Karies tatsächlich für einen Laien gar nicht so einfach.

Zunächst entsteht ein weißer Fleck, ähnlich einem Kreidefleck. Dieser wird im Fachterminus als „white spot“ bezeichnet. Diese entsteht, wenn durch den Säureangriff bereits Mineralien aus dem Schmelz herausgetragen wurden.

So ein white spot kann wieder mineralisieren und quasi „ausheilen“. Der Zahnarzt spricht da jedoch noch nicht von Karies, sondern von einem Bereich, der entmineralisiert ist. Diese Bereiche, die weniger Mineralien enthalten, können leicht verfärben. Da genügen bereits Kaffee, Tee oder Nikotin. Der Zahnarzt spricht von einer „Verfärbung“.

Wenn die Bakterien das Dentin – das Zahnbein –  erreichen, kommt es zu tieferen Verfärbungen im Zahn. Manchmal erkennt der Zahnarzt diese mit Hilfe einer Lupenbrille oder auf Röntgenaufnahmen. Bei vielen Menschen werden die Zähne nun empfindlich auf Temperatur und Süßes oder Salziges. Dies muss jedoch nicht sein. So bleibt Zahnzustand oft im Verborgenen. Der Zahnarzt spricht jedoch bereits von einer Karies. Er erkennt bei genauer Untersuchung, dass der Zahn krank ist. Nun sollte die defekte Zahnsubstanz herausgebohrt und durch eine Füllung ersetzt werden. Passiert das nicht, wandert die Erkrankung tiefer. Schließlich erreichen die Bakterien den Nerv. Dieser reagiert häufig mit starken Schmerzen – jedoch längst nicht immer. So passiert es, dass manchmal auch sehr tiefe Defekte dem Betroffenen nicht auffallen. 

Ist Karies ansteckend? Darf ich den Schnuller meines Kindes ablecken?

Vor wenigen Jahren wäre die Antwort ganz klar: JA, Karies ist anteckend. Aus diesem Grund sollten Eltern und Großeltern den Schnuller und den Löffel des Kindes nicht ablecken.

Heute jedoch gehen wir davon aus, dass das Ablecken des Schnullers und Löffels zur Ausbildung eines besseren Mikrobioms führt und daher diese Kinder weniger anfällig für Allergien und Infektionskrankheiten sind. 

Damit die übertragenen Kariesbakterien wirken können, muss auch die Ernährung dementsprechend zuckerhaltig sein und sie müssen genügend Zeit und Schlupfwinkel haben, um sich ungestört zu vermehren.

Zusammengefasst können wir heute sagen: Die Kariesbakterien werden zwar weitergegeben – man könnte auch übertragen sagen – jedoch braucht der neue Organismus auch genügend Zucker und Kohlenhydrate und Zeit, damit die Bakterien Säuren produzieren können. Nur das alleinige Vorhandensein der Bakterien reicht nicht aus, damit die Karies entsteht.

Dies muss unbedingt vorhanden sein, damit eine Karies entsteht:

  • Bakterien
  • Zucker
  • Zeit 

So beugen wir den Karieslöchern vor:

Um die Zähne kariesfrei zu halten oder zu bekommen, müssen wir mindestens einen der Faktoren ausschalten, der für die Entstehung notwendig ist. Dies tun wir:

  1. Durch die vollständige und richtige Zahnreinigung.
  2. Durch die Wahl der richtigen Zahn-Pflege-Produkte.
  3. Durch die richtige Ernährung.

Denn: Wir können es nicht verhindern, dass täglich neue Bakterien in unseren Mundraum hineinkommen. Ganz im Gegenteil: Unser Mundraum ist ein Ort, in dem sich viele Bakterien aufhalten müssen. Nur: Es muss ein Gleichgewicht zwischen den Keimen herrschen, damit die bösen, die uns schaden, nicht in Überzahl kommen. 

Das bedeutet: Jeden Tag sollten mindestens 1x alle Zahnflächen gründlichst gesäubert werden. Dazu sind neben einer Zahnbürste, auch Tools erforderlich für die Reinigung der Zahnzwischenräume. Das sind Zahnseide und Zwischenraumbürstchen.

Darüberhinaus ist eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt sehr sinnvoll. Die meisten von uns haben Ecken und Nischen, in denen sie nicht gut bis gar nicht reinigen können.

Der Mundraum sollte nicht täglich desinfiziert werden, am besten gar nicht, damit das Mikrobiom erhalten bleibt.

Die richtigen Zahn-Pflege-Produkte sind auf basischer Basis. Sie enthalten keine künstlichen Aromen, keine Chemie und sind am besten auf pflanzlicher Basis. Ich empfehle sehr gerne die Produkte von Muskanadent.

Wie ist die richtige, zahnfreundliche Ernährung?

Eine falsche Ernährung – vor allem mit viel Zucker und Kohlenhydraten – ist eine der Hauptursachen für Karies. Um Karies so gut wie möglich vorzubeugen, wird deshalb empfohlen, Zucker sowie zuckerhaltige Mahlzeiten und Getränke nur in Maßen zu genießen und Zuckerfreies zu bevorzugen. Zuckeraustauschstoffe wie Xylit und Süßstoffe wie Aspartam können dabei helfen, Karies zu vermeiden, da sie von den Bakterien kaum in kariesverursachende Säuren umgewandelt werden können.

Auch saure Speisen und Obst – zum Beispiel Äpfel oder Zitrusfrüchte – machen die Zähne anfälliger für Karies, denn die Säuren greifen den schützenden Zahnschmelz an. Wer säurehaltige Lebensmittel oder Getränke zu sich nimmt, sollte danach seinen Mund gründlich mit Wasser ausspülen. Mit dem Zähneputzen besser eine halbe Stunde warten, da sonst der durch die Säure angegriffene Zahnschmelz mit weggebürstet wird.

Mundtrockenheit fördert die Entstehung von Karies. Dann ist es wichtig, den Speichelfluss anzuregen – zum Beispiel durch das Kauen zuckerfreier Kaugummis. Auch gründliches Kauen während der Mahlzeiten fördert die Speichelproduktion. Der Speichel verstärkt die „Spülfunktion“, die Mundhöhle wird dadurch besser von Nahrungsresten gereinigt. Außerdem sorgt er dafür, dass sich Mineralien in den Zahnschmelz einlagern.

Wie wird die Karies behandelt?

Ist die Karies auf den Schmelz begrenzt, könnte es sein, dass dieser Bereich noch minimalisieren kann. Daher werden die weißen Flecken und Verfärbungen nicht aufgebohrt. Es wird mit speziellen Lacken mit Mineralien und Fluoriden behandelt. Ziel ist, dass es zu einer Re-Mineralisation im Schmelzbereich kommt.

Hat die Karies jedoch das Dentin – das Zahnbein – erreicht, muss aufgebohrt werden. Der Zahnarzt entfernt die kranke Zahnsubstanz und versorgt das Loch mit einer Füllung oder Krone, je nachdem wie groß der Defekt ist.

Karies auf Seelenebene:

Die Karies aus psychosomatischer Sicht zu betrachten ist besonders spannend, denn es gibt immer wieder Erwachsene, die ihre Kariesanfälligkeit nicht in den Griff bekommen. 

Die „Zahnfäule“ spiegelt hier mangelnde Widerstandskraft, mangelndes Durchsetzungsvermögen und verdrängte Aggression wider. Es geht um Vitalitäts-, Energie- und Potenzverlust. Menschen, die immer wieder unter erneuter Karies leiden, haben ein mangelndes Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich oft wertlos und unwürdig. Möglicherweise pflegen sie sich nicht ausreichend, weil sie es sich nicht wert sind. Möglicherweise sehen sie ihren Wert nicht. Sie sehen nicht, wo Pflege nötig und angebracht ist. 

Die Gesundung der Zähne bedeutet eine Erhöhung des Lebenswertes. Das Selbstwertgefühl wird aufgebaut. Der Mensch kann sich wieder durchbeißen, seinen Mann/seine Frau stehen. Er wieder alles beißen und sein Leben mit allen Sinnen genießen. Denn der Genuss beginnt im Mund.

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