Werden schlechte Zähne vererbt?
„Meine Eltern und meine Oma hatten auch sehr schlechte Zähne. Das ist bei uns in der Familie so.“
Einen solchen oder ähnlichen Satz hören Zahnärzte häufig in der Praxis.
Ist es wirklich so, dass schlechte Zähne vererbt werden?
Sicherlich ist es sehr bequem die Verantwortung für seine Zahngesundheit auf diese Weise abgeben zu können. Die Wissenschaft jedoch kann dies nicht bestätigen.
Fakt ist: Karies und Parodontopathien (das sind Zahnfleischerkrankungen) treten gehäuft in einer Familie auf. Es handelt sich jedoch nicht um die Geninformation sondern um die Lebensgewohnheiten, die weitergegeben werden.
Studien zufolge haben auch heute noch fast 50% aller 6 bis 7 Jährigen mindestens einen kariösen Zahn. Mit 12 Jahren schaut das zum Glück besser aus. Da sind 80% der Kinder kariesfrei. Während der Pubertät steigt die Kariesquote dann wieder.
Sicher ist: Einzelne Faktoren wie Schmelzbildung, Speichelzusammensetzung und Immunregulation werden vererbt. Was jedoch der einzelne daraus macht, kann zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Viel wichtiger als die Gene sind die Umweltfaktoren, das Verhaltens- und Essensmuster, die Gewohnheiten und Tagesroutinen.
Die Kariesentstehung ist ein multifaktorieller Prozess. Es müssen demnach verschiedene Faktoren zusammenkommen, damit das Loch im Zahn auch wirklich entstehen kann.
Dies sind die 4 Hauptkomponenten der Kariesentstehung:
- Zahn
- Substrat (Zucker)
- Mikroflora (Bakterien)
- Zeit
Erst wenn genug Substrat – also Zucker – vorhanden ist, können die Bakterien ungehindert die Säure produzieren, die schließlich den Zahn angreift. Dafür brauchen die Mikroorganismen Zeit, denn die Zahnsubstanz ist sehr hart. Zunächst einmal entsteht ein demineralisierter Bereich. Erst nach einer weiteren Weile wird aus diesem Bereich ein Loch im Zahn.
Wenn wir es schaffen, den Belag innerhalb von 24 h zu beseitigen, fehlt den Bakterien das Substrat. Es kann keine Karies entstehen.
Das Problem liegt demnach in den Verhaltensweisen, die wir von unseren Eltern übernommen haben. Während der Kindheit übernehmen wir den Lebensstil unserer Eltern. Ein höherer sozioökonomischer Status ist meist assoziiert mit einem gesünderen Lifestyle. Gesunde, frische Kost ist teuer als Fertiggerichte. Der Genuss von Nikotin und Alkohol wirkt sich ebenso negativ auf die Zahngesundheit aus.
Nur ein Elternteil, welches selbst eine perfekte Zahn- und Mundpflege betreibt, kann dieses Wissen an die Kinder weitergeben.
In den Familien, in denen auf die Zahn- und Mundpflege geachtet wird, treten Karieslöcher kaum auf. Dies hat nichts mit der Vererbung von Genen zu tun, sondern mit der „Vererbung“ von Gewohnheiten.
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